NOVALIS
10. Jubiläum des Reliefs von Peter Lampasiak im Novalishaus der Freien Waldorfschule Braunschweig - im Feb.2019
Sonntag, 28. November 2010
Schloss Oberwiederstedt
Friedrich von Hardenberg wurde auf dem Gut Oberwiederstedt am Harz in Kursachsen geboren. Der dortige elterliche Besitz war ein kleines Renaissanceschloss mit Gutshof. Novalis entstammte altem niederdeutschen Adel; die Familie Hardenberg brachte in verschiedenen Linien einflussreiche Beamte und Ministeriale hervor, so z. B. in der niedersächsisch-gräflichen Linie den preußischen Staatskanzler Karl August von Hardenberg (1750–1822), bekannt geworden u. a. durch die Stein-Hardenbergschen Reformen.
Abgesehen von einem Ölgemälde ist ein ihm zugeschriebenes Taufhäublein die einzige dingliche Überlieferung des Dichters. In der Kirche in Wiederstedt wurde der Sprössling der freiherrlich-obersächsischen Linie auf den Namen Georg Philipp Friedrich getauft. Andere Namen, vor allem Leopold, dürfen als bloße Zueignungen oder Widmungen an Bekannte und Verehrte durch den Vater und Friedrich von Hardenberg selbst gelten, der in Abgrenzung zu seinem jüngeren, Georg gerufenen Bruder, vor allem auf Friedrich (oder Fritz) hörte. Auf dem Gut verbrachte Novalis seine Kindheit und Jugend.
Sein Vater, der Gutsbesitzer und Salinendirektor von Dürrenberg, Artern und Kösen (seit 1784) Heinrich Ulrich Erasmus Freiherr von Hardenberg (1738–1814) war ein streng pietistischerMensch, der auf Grund früherer Erlebnisse Mitglied der Herrnhuter Brüdergemeine geworden war. In zweiter Ehe war er verheiratet mit Auguste Bernhardine Freifrau von Hardenberg, geborene von Bölzig (1749–1818), die elf Kindern das Leben schenkte, so auch – als dem zweiten Kind – Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg, der sich selbst später „Novalis“ (Neuland, Brachfeld, wahrscheinlich nach dem Namen eines Guts in Familienbesitz) nannte.
Donnerstag, 25. November 2010
Alle Menschen sollen thronfähig werden
Jeder Staatsbürger ist Staatsbeamter
18.
Donnerstag, 16. September 2010
Aus den "Aphorismen"
ist eine Mitteilung.
So ist die Welt in der Tat eine Mitteilung-
Offenbarung des Geistes.
Die Zeit ist nicht mehr,
wo der Geist Gottes verständlich war.
Der Sinn der Welt ist verloren gegangen.
Wir sind beim Buchstaben stehen geblieben.
Wir haben das Erscheindende
über den Erscheinungen verloren.
Samstag, 21. August 2010
Schon lange vor Beuys...
Samstag, 19. September 2009
Schicksals-Spinnerinnen
Die Kräfte, die bei den alten Schwestern auftreten, wirken für den Menschen schicksalgestaltend. Ihre Waffe ist die Schere. Damit schneiden sie Lebensfäden und Lebenszusammenhänge ab. Sie können keine harmonischen Lebensabläufe mehr gestalten.
Auf der Menschenebene treten die gleichen Kräfte im Schreiber als intellektuelle Verstandeskräfte auf.
Geistig betrachtet sehen diese Kräfte wie Spinnen aus. Auch sie weben Fäden, es sind damit die Gedankenfäden gemeint. Sie weben ein glänzendes Netz über die Natur, ganz wie sie sich in Form der Wissenschaft über die Natur legen.
Nun soll Fabel diese Gedankenkräfte hinabführen in die Unterwelt.
Die Gedankenkräfte können in Form der „Kritik“ z.B. etwas Zerstörerisches haben. Dann wirken sie „giftig“, ertötend.
Die Spinnerinnen arbeiten immer nur im Schein dieses Giftes. Was einerseits die schwarze Sonne vor der Höhle ist, das ist in der Höhle das schwarze Licht der Spinnengift-Laternen.
Nun sind die Gedanken überwiegend zu lebensfeindlichen Kräften geworden. Durch ihre Metamorphose in den tieferen Lebenskräften, wirken sie schicksalsgestaltend. Man könnte gesiteswissenschaftlich auch sagen, dass die Art der Gedankengestaltung von heute die Lebensbedingungen der Zukunft werden.
Nun soll Fabel diese Gedankenwesen in die Tiefe hinabführen. Ihr, als der Verkörperung der Kunst, können die Spinnen nichts Negatives anhaben. Im Gegenteil, sie musiziert und die Spinnen bewegen sich im Takte. Durch sie beginnen sich die Gedanken künstlerisch zu formen. Sie führt somit lebendige Gedanken hinab ins Totenreich.
Mit den lebendigen Gedanken kann sie die negativen Kräfte besiegen. Nichts fürchtet die Wissenschaft so sehr, wie eine klares, aber auch lebendiges Denken. Sie will eigentlich immer nur von dem giftigen, tötenden Aspekt des Denkens leben.
Es gehört zu des Menschen größten Aufgaben Selbsterkenntnis zu üben. Dabei steigt er in seine eigenen Wesenstiefen hinab und dafür braucht er ein sicheres, gedankenklares Denken. Die Kräfte in den Wesenstiefen wollen im Finstern wirken, nicht im Bewussten. Die Entlarvung im Lichte eines hellen Bewusstseins ist für sie gefährlich, deshalb erschrecken die drei Spinnerinnen, auch so sehr, als Fabel wirklich mit den Spinnen kommt. Sie wollen Fabel mit ihrer Schere bekämpfen. Aber nun werden sie selbst von den Taranteln gestochen. Die Schärfe der ertötenden Gedankenkraft trifft sie selbst. Sie wollen das Gift loswerden und beginnen nun in Panik zu tanzen, um es wieder auszuschwitzen. Dadurch geraten sie selbst in Bewegung.
Bevor sie ganz am Ende sind verlangen sie nach einem neuen Kleid. Die alte Wissenschaft will sich ein neues Mäntelchen anziehen. Sie versucht sich also mit einem neuen farbigeren, zeitgemäßen Gewand zu schmücken. Dieses ist leichter als das schwere alte Gewand. Damit haben sie sich aber auch aller Macht begeben. Die Spinnen saugen sie bis aufs Mark aus.
Fabel vollbringt im Grunde im „Märchen“ die entscheidende Tat. Es ist die Kunst, die eben auch mit Gedankenkräften arbeitet, die in der Lage ist, Erstarrung und Abhängigkeit von alten Gesetzen zu überwinden. Das wird ind er Zukunft zu neuen harmonsichen Schicksalsgestaltungen führen.
„Unterdessen hatte sich unmerklich der Thron (König Arcturs) verwandeltund war ein prächtiges Hochzeitsbett geworden....Drei Karyatiden aus dunklem Porphyr trugen es hinten, und vorn ruhte dasselbe auf einer Sphinx aus Basalt.“
Mit den drei Karyatiden sind wohl die verwandelten Spinnerinnen gemeint.
Alle Materie ist geisteswissenschaftlich betrachtet die Wiederspiegelung, Folge oder Verkörperung des menschlichen Denkens. Das Denken wird in dieser Metamorphose zum Fundament für die Menschheit der Zukunft.
Montag, 13. Juli 2009
Der Hinabstieg von Fabel zu den alten Schicksalswesen
Wenn der Mensch auf die Vergangenheit blickt, dann sieht er, wie die Schicksalskräfte wirken. Er blickt in die Natur und erfährt das Wirken der Naturgesetze, die auch mit eiserner Notwendigkeit und Logik wirksam sind. Er blickt auf die Gesetze und erfährt, wie es alle Lebensverhältnisse zu regeln versucht. Er kennt das aus der Tradition stammende „Du musst“ und „Du sollst“. Alle diese Dinge hatten in der Vergangenheit eine menschen- und kulturgestaltende Bedeutung.
Ihre Aufgabe hat sich erschöpft und erfüllt. Seit dem Opfertod Christi ist ihre Aufgabe erfüllt, so wie in der Erziehung eines Kindes die Eltern irgendwann auch ihre Aufgabe erfüllt haben, weil die Heranwachsenden selbstständig geworden sind und nun ihren Lebensweg alleine gehen können.
Heute trägt der Mensch die Kräfte in sich, die ihm früher von außen helfen mussten. So war auch die Aufgabe der Sonne früher eine andere, als sie es heute ist. Die Dinge kehren sich um. Strahlte früher im Sonnenlicht von außen wirkende Geistesmacht an den Menschen heran. So wirkt diese Geistesmacht heute nicht mehr von außen, sie wirkt von innen. Eine Sonnenverehrung oder -anbetung, wie sie früher eine gewisse Berechtigung hatte, hat sich in ihr Gegenteil verkehrt. Nur noch physisch strahlt die Sonne heute in einem hellen äußeren Licht. Wenn man es mit geistigen Begriffen beschreiben wollte, dann müsste man die Sonne als „schwarz“ beschreiben, da von ihr seit Christi Zeiten nicht mehr der gütige Gottesgeist auf die Menschheit herabscheinen kann. Längst weilt er an einem anderen Ort. Die Sonne als Sinneseindruck ist – man möge die Schärfe der Formulierung verzeihen – eigentlich eine Unwahrheit, eine Vergangenheit, nur noch ein totes Bild. Sie ist wahr als vergangenes Fundament unseres Seins. Insofern ist sie eine Notwendigkeit. Aber in ihr liegt keine Zukunft.
Und den gleichen Charakter haben alles Physische, Materielle, Leibliche, eben alle Grundlagen unserer irdischen Existenz. Aber sie sind heute geist-fern und können dem Leben nicht mehr weiterhelfen.
Wo Menschen noch nach alten Kräften leben, geraten ihre Verhältnisse durcheinander. Ihre Lebenszusammenhänge verknoten sich, sie brechen ab, geraten in Sackgassen. Es weben sich die Menschenleben nicht mehr harmonisch an- und ineinander, da das verbindende Band des wahrhaft leuchtenden Geistes fehlt.
Diese Kräfte sitzen heute in einer Höhle, in die kein lebendiges Licht mehr hineinscheint. Dort arbeiten sie unermüdlich weiter.
Es sind drei Wesensformen, die des Denkens, Fühlens und Wollens. Aber es ist ein Denken, das sich nur an den Sinneseindruck anbindet – die moderne Wissenschaft, das Fühlen, das ..... und ein Wollen, das den Eigennutzen in den Vordergrund stellt. Das sind die schicksalwebenden Kräfte, die in Finsternis walten und ihren Ausgangspunkt heute in der Kopfhöhle haben. Dieses Fühlen erlebt seinen Reflex auch nicht mehr im Herzen, sondern nur noch im Haupte. Das Wollen verliert seine Schöpfer-Kraft.
Durch diese Vorgänge konnte der Mensch das Gedankenleben entwickeln, seinen Verstand ausbilden. Hat er die Verstandeskräfte ausgebildet, muss er weiter schreiten und nun in Freiheit sein Bewusstsein entwickeln. An diesem Punkt stehen wir heute. Die intellektuelle Verstandeskraft ist im modernen Menschen bereits entwickelt sie ist Grundlage für zukünftige Entwicklungen, aber nicht Mittelpunkt oder Ziel.
Die alten Seelen- und Lebenskräfte sind erstorben. So ist dem Verstand selbst das Leben entwichen und er kann auch nur das Tote in der Welt und in sich erfassen.
Im Märchen ist deshalb der Tod selbst der Bruder der alten Schicksalsspinnerinnen. Und Der Schreiber, der intellektuelle Verstand, sieht diesem Bruder sehr ähnlich:
„...dir fehlt nur noch das Stundenglas und die Hippe, so siehst du ganz wie der Bruder meiner schönen Basen aus.“, meint Fabel zum Schreiber.
Alles Gehirndenken entspricht dem Alten. Man stelle sich vor, wie die Nervenstränge sich durch den ganzen Organismus wie Fäden ziehen. Wie im Gehirn die Nervenzellen ihre Verbindungen spinnenartig nach allen Seiten hin ausbilden. Es führt in die tausendfältige Differenzierung, aber nicht in die Einheit. Während beim rhythmischen System des Menschen alles immer wieder in ein Zentrum zurückfließt, in das Herz , und so Leben stiftend wirkt.
Während im Gegensatz dazu heute der Mensch lebendiges Denken, Fühlen und Wollen entwickeln muss befruchtet durch ein neues Geistesleben, welches seinen Bezug zu den geistigen Wesen bewahrt hat.
Im Märchen kann Fabel die ganzen unvollendeten Fäden nur dadurch zusammenfügen, dass sie aus der dunklen Höhle der drei alten Schicksals-Schwestern in einen Vorraum geht, wo durch Felsenritzen „ein Strahl der Oberwelt“ hereinbricht. Dabei singt sie:
„Erwacht in euren Zellen,
Ihr Kinder alter Zeit;
Laßt eure Ruhestellen,
Der Morgen ist nicht weit.
Ich spinne eure Fäden
In einen Faden ein;
Aus ist die Zeit der Fehden.
Ein Leben sollt' ihr sein.
Ein jeder lebt in Allen,
Und All' in jedem auch.
Ein Herz wird in euch wallen,
Von einem Lebenshauch.
Noch seid ihr nichts als Seele,
Nur Traum und Zauberei.
Geht furchtbar in die Höhle
Und neckt die heil'ge Drei.“
Erkennt nun die erwachte, lebendige, schöpferische Seele das Wirken der alten Kräfte in der Welt und versucht heilend und korrigierend einzuwirken, so tun sich die Abgründe auf, die in Wahrheit hinter der Fassade des alltäglichen Lebens wirksam sind. Sie findet die Ursachen für die abgerissenen, unvollendeten Lebenswege, den Unfrieden in der Welt, das Ersterben aller Lebensprozesse. Es ist als würden sich aus allen Dingen plötzlich die furchtbarsten Gespenster herauslösen, die wohl nichts der reinen Menschenseele selbst antun können, die aber die größte Bedrohung für die unzeitgemäßen Kräfte selbst darstellen, die diese Gespenster ja auch hervorgebracht haben, die aber hinter der Fassade des bürgerlichen Lebens verborgen blieben.
Anthroposophie und Waldorfschulen stellen die eine Bedrohung für die herrschenden Systeme dar. Nicht weil sie selbst irgendeine Macht besitzen oder besitzen wollen. Aber an ihnen enthüllen sich erst die Hintergründe dieser Systeme und beginnen sie selbst zu bedrohen. Sie sind wie ein Licht, das hineinleuchtet in Räume, die ansonsten verborgen bleiben müssten. Das Licht will dabei nichts für sich, es will nur selbstlos scheinen dürfen.
Im Märchen drückt sich das nun so aus:
„Unter dem Liede (s.o.)wurden unzählige Lichterchen sichtbar, die aus der Türspalte schlüpften (sie verlassen den Raum in dem Fabel ist und streben gleich in die finstere Höhle) und durch die Höhle in scheußlichen Larven sich verbreiteten. Die Alten hatten während der Zeit immer mürrisch fortgesponnen, und auf das Jammergeschrei der kleinen Fabel gewartet, aber wie entsetzten sie sich, als auf einmal eine erschreckliche Nase über ihre Schultern guckte, und wie sie sich umsahen, die ganze Höhle voll der gräßlichsten Figuren war, die tausenderlei Unfug trieben. Sie fuhren ineinander, heulten mit fürchterlicher Stimme, und wären vor Schrecken zu Stein geworden, wenn nicht in diesem Augenblicke der Schreiber in die Höhle getreten wäre, und eine Alraunwurzel bei sich gehabt hätte. ...“
Sogleich tritt wieder der intellektuelle Verstand auf und verdrängt quasi durch die Zauberkraft seiner intellektuellen Argumente diese gefährlichen Gespenster. So wie es der heutigen Wissenschaft ein Leichtes ist, durch ihre Verstandesargumente die Geisteswissenschaft zu denunzieren.
„...Die Lichterchen verkrochen sich in die Felsklüfte und die Höhle wurde ganz hell, weil die schwarze Lampe in der Verwirrung umgefallen und ausgelöscht war. Die Alten waren froh, wie sie den Schreiber kommen hörten, aber voll Ingrimms gegen die kleine Fabel. Sie riefen sie heraus, schnarchten sie fürchterlich an und verboten ihr fortzuspinnen. Der Schreiber schmunzelte höhnisch, weil er die kleine Fabel nun in seiner Gewalt zu haben glaubte und sagte: ›Es ist gut, daß du hier bist und zur Arbeit angehalten werden kannst. Ich hoffe, daß es an Züchtigungen nicht fehlen soll.“
Samstag, 20. Juni 2009
Mensch – Mikrokosmos im Makrokosmos
Auch das traditionelle Atombild und die Vorstellung von den Bahnen der Planeten bilden einen Zusammenklang: Es schwingen die Elektronen um den Atomkern ähnlich wie die Planeten um ihren Sonnenmittelpunkt.
Die alten Vorstellungen der Weisen gingen aber noch weiter. Man sah immer einen unsichtbaren Zusammenhang zwischen den im Umkreis und den in den kleinsten irdischen Verhältnissen wirkenden Kräften. Das höchste Geistige, das im Kosmos Wirkende findet seine Wiederspiegelung im Irdischsten, in der Materie, in Stoff und Substanz, in Stein und Metall. Das Wissen darum ermöglichte es den Alchemisten durch ihre Verbindung zum Geist auch in die Kräfte der irdischen Substanzen einzugreifen.
So gesehen sind mit den einzelnen Erdenstoffen bestimmte wesenhafte Kräfte verbunden. Und begegnen verschiedene Substanzen einander, so spielen sich lebendige Wirkungen ab, wie wenn zwei unterschiedliche Lebewesen einander begegnen und miteinander in Verbindung treten. Am gewaltigsten können diese Wirkungen sein, wenn ein weibliches und ein männliches Wesen einander begegnen.
Der Mensch kann zunächst das geistige Wirken nicht erfahren. Die Wirksamkeiten aber, die sich auf Stoffesebene abspielen, erfährt er über seine Sinne, doch diese kann er zunächst nicht verstehen. Sie zeigen sich ihm in einer Äußerlichkeit, die wohl das Innere offenbart, aber seine Wirklichkeit zugleich auch verbirgt. Der Vermittler zwischen beidem, zwischen unsichtbarer Geistigkeit und unverständlichem Irdischen ist das Seelische. In dem jedem Menschen zugänglichen, eigenen seelischen Empfindungsleben entzündet der Sinneseindruck ein Erleben. Auf dieses Erleben kann dann der menschliche Geist zugreifen, es im Bilde betrachten, und mit Worten und Begriffen kann er es ins denkende Bewusstsein erheben.
Alle materiellen Vorgänge sind Bilder seelischer Ereignisse. Und diese wiederum haben ihren Ursprung in geistigem Wesen.
So finden wir bei Novalis gleichzeitig Kosmisches und irdische Stofflichkeit auftreten. Gleich im ersten Bild sitzt im himmlischen Reich Arcturs Freya auf einem Thron aus Schwefelkristall. Diese Schwefelkraft geht dann in sie über und man kann in ihr den Schwefel zum Leuchten bringen:
„Sie lag an seidnen Polstern auf einem Throne, der von einem großen Schwefelkristall künstlich erbaut war, und einige Mädchen rieben emsig ihre zarten Glieder, die wie aus Milch und Purpur zusammengeflossen schienen. Nach
allen Seiten strömte unter den Händen der Mädchen das reizende Licht von ihr aus, was den Palast so wundersam erleuchtete. ...“
Nun finden wir bei Rudolf Steiner im „Miterleben des Jahreslaufes...“ im ersten Vortrag eine passende Stelle zur Wirksamkeit des Schwefels im Menschen:
„Und so ist es tatsächlich, dass, wenn der Mensch das Jahr durchläuft, immer andere Vorgänge in seinem Organismus spielen. Dasjenige, was da spielt beim Verlauf der Hochsommerzeit, das ist ein inneres Durchwobenwerden mit dem, was, ich möchte sagen äußerlich, grobmateriell, angedeutet ist in dem Schwefel. Dies ist ein inneres Sulfurisiertwerden, das der Mensch in seinem physisch ätherischen Wesen erlebt, wenn er die Sommersonne und ihre Wirkungen miterlebt. Dasjenige, was der Mensch an für ihn brauchbarem materiellem Sulfur, Schwefel, in sich trägt, das hat für ihn während der Hochsommerzeit eine ganz andere Bedeutung als während der kalten Winterzeit oder während der aufkeimenden Frühlingszeit. Das Schwefelhafte in dem Menschen ist wie in einem Feuerungsprozesse während des Hochsommers. Und das gehört zu der Entwickelung der menschlichen Natur im Jahreslaufe, dass gewissermaßen dieser Sulfurprozess im Inneren des Menschen während des Hochsommers in eine Art besonders gesteigerten Zustandes kommt. Die Materie in den verschiedenen Wesen hat wahrlich noch andere Geheimnisse, als sich gerade die materialistische Wissenschaft träumen lässt.
So ist im Menschen alles Physisch Ätherische von innerem Schwefelfeuer, um diesen Jakob Böhmeschen Ausdruck zu gebrauchen, durchglüht während der Hochsommerzeit. Das kann auch im Unterbewussten bleiben, weil es ein sanfter, intimer Prozess ist. Aber ist dieser Prozess auch sanft und intim und daher für das gewöhnliche Bewusstsein unwahrnehmbar, so ist dieser Vorgang, wie das bei solchen Vorgängen überall der Fall ist, gerade von einer ungeheuren einschneidenden Bedeutung für das Geschehen im Kosmos.“ (GA 229, S.16)
Nun wieder zurück zum Geschehen in Arcturs Reich wie Novalis es beschreibt. Neben dem Schwefelcharakter tritt der Eisencharakter auf. Zu Freya tritt der bewaffnete „Alte Held“ herein, er verkörpert das „Eisen“:
„Der alte Held hatte bisher auch sein unsichtbares Geschäft emsig betrieben, als auf einmal der König voll Freuden ausrief: ›Es wird alles gut. Eisen, wirf du dein Schwert in die Welt, ...‹ Der Held riss das Schwert von der Hüfte, stellte es mit der Spitze gen Himmel, dann ergriff er es und
warf es aus dem geöffneten Fenster über die Stadt und das Eismeer. Wie ein Komet flog es durch die Luft, und schien an dem Berggürtel mit hellem Klange zu zersplittern, denn es fiel in lauter Funken herunter.
Rudolf Steiner schildert im selben Vortrag, wie nun nach dem Schwefelgeschehen vom Sommer gegen den Herbst hin das Eisengeschehen hinzutritt. Wie dieses vom Kosmos auf die Erde hereinwirkt, zugleich auch sein Spiegelbild im Blut des Menschen hat und auch seelisch dem Menschen hilft, soviel Kraft zu entwickeln, dass er Angst und Furcht besiegen kann:
„Und wenn gerade in der Hochsommerzeit aus einem gewissen Sternbilde die Meteorsteine herabfallen in den mächtigen Meteorschwärmen, wenn das kosmische Eisen auf die Erde herabfällt dann ist in diesem kosmischen Meteoreisen, in dem eine so ungeheuer starke heilende Kraft liegt, die Waffe der Götter enthalten .... . Und dasjenige, was sich da räumlich in majestätischer Größe abspielt draußen im Weltenall, wenn die Augustschwärme der Meteoriten hineinstrahlen in die Menschenstrahlungen im Astrallichte, dasjenige, was sich da grandios draußen abspielt, das hat sein sanftes, scheinbar kleines, eben nur räumlich kleines Gegenbild in demjenigen, was im menschlichen Blute vor sich geht. Dieses menschliche Blut, das wird wahrhaftig nicht auf so materielle Weise, wie es sich die heutige Wissenschaft vorstellt, sondern überall auf Anregungen des Geistig Seelischen hin durchschossen, durchstrahlt von demjenigen, was als Eisen in das Blut hineinstrahlt, was Angst, Furcht, Hass bekämpfend sich als Eisen in das Blut eingliedert. Die Vorgänge, die sich in jedem Blutkörperchen abspielen, wenn die Eisenverbindung hineinschießt, die ist menschlich, im ganz Kleinen, minuziös dasselbe, was sich abspielt, wenn der Meteorstein leuchtend, strahlend durch die Luft heruntersaust. Meteorwirkungen im Inneren des Menschen sind die Durchstrahlungen mit dem Eisen, die für das Blut und seine Entängstigung geschehen. Denn eine Entängstigung, eine Entfürchtung ist es, was da mit dem Eisen hineinstrahlt.“
Im Menschen führt das bewusstseinsmäßig zu einem Erwachen. Während er durch die Wirkung der Sommerkräfte eher zu einem träumenden, schlafenden Bewusstsein neigte, so führen nun diese neuen Herbst-Eisen-Blut-Kräfte zu einem Wachwerden und einem starken Wachsen menschlicher Kräfte. Diese Kräfte helfen dem Menschen in besonderer Weise zum Geiste zurückzufinden. Sie bedeuten das eigentliche Wesen der „Re-ligion“. So wie eine eiserne Kompassnadel in der Welt in immer gleicher Weise in der Lage ist, dem Menschen den Weg zu weisen, so können die Eisen-Mutkräfte dem Menschen in jeder Lage den richtigen Weg zu ihrem geistigen Ursprung weisen.
Bei Novalis entfaltet sich sinngemäß nun im Irdischen eine gewaltige menschliche Wirksamkeit, die ihren Repräsentanten besonders in „Eros“ hat. Das zunächst wie
eine Kompassnadel wirkende Eisen verwandelt sich in der Hand des Menschen sofort in etwas Lebendiges, Bewegtes, was Novalis mit dem Bilde einer Schlange ausdrückt. Darin können wir die lebendige Bewegung und Strömung in unseren Blutadern abgebildet empfinden. Und sogleich ist es im Märchen vorbei mit der untätigen Ruhe. Das erwachte Bewusstsein bricht auf zu neuen Erfahrungen: Es macht sich auf die „Reise“:
„Auf einmal brachte der Vater ein zartes eisernes Stäbchen herein, das er im Hofe gefunden hatte (Es handelt sich um die Wirkung des oben vom Helden in die Welt geschleuderten Eisenschwertes). Der Schreiber besah es und drehte es mit vieler Lebhaftigkeit herum, und brachte bald heraus, dass es sich von selbst, in der Mitte an einem Faden aufgehängt, nach Norden drehe. Ginnistan nahm es auch in die Hand, bog es, drückte es, hauchte es an, und hatte ihm bald die Gestalt einer Schlange gegeben, ... Zuweilen berührte sie die Wiege damit, da fing der Knabe an, wach zu werden, schlug die Decke zurück, hielt die eine Hand gegen das Licht, und langte mit der andern nach der Schlange. Wie er sie erhielt sprang er rüstig, dass Ginnistan erschrak, und der Schreiber beinah vor Entsetzen vom Stuhle fiel, aus der Wiege, stand, nur von seinen langen goldnen Haaren bedeckt, im Zimmer, und betrachtete mit unaussprechlicher Freude das Kleinod, das sich in seinen Händen nach Norden ausstreckte, und ihn heftig im Innern zu bewegen schien. Zusehends wuchs er.
... Eros kam bald in schöner Rüstung, um die das bunte Tuch wie eine Schärpe gebunden war, zurück, und bat Sophie um Rat, wann und wie er seine Reise antreten solle.“
So erleben wir die neu erwachte und nun stetig wachsende, frische Bewusstseinskraft des Menschen, wie sie sich vorbereitet, auf ihre Lebens- Erfahrungsreise zu gehen.