Samstag, 19. September 2009

Schicksals-Spinnerinnen

Die Kräfte, die bei den alten Schwestern auftreten, wirken für den Menschen schicksalgestaltend. Ihre Waffe ist die Schere. Damit schneiden sie Lebensfäden und Lebenszusammenhänge ab. Sie können keine harmonischen Lebensabläufe mehr gestalten.

Auf der Menschenebene treten die gleichen Kräfte im Schreiber als intellektuelle Verstandeskräfte auf.

Geistig betrachtet sehen diese Kräfte wie Spinnen aus. Auch sie weben Fäden, es sind damit die Gedankenfäden gemeint. Sie weben ein glänzendes Netz über die Natur, ganz wie sie sich in Form der Wissenschaft über die Natur legen.

Nun soll Fabel diese Gedankenkräfte hinabführen in die Unterwelt.

Die Gedankenkräfte können in Form der „Kritik“ z.B. etwas Zerstörerisches haben. Dann wirken sie „giftig“, ertötend.

Die Spinnerinnen arbeiten immer nur im Schein dieses Giftes. Was einerseits die schwarze Sonne vor der Höhle ist, das ist in der Höhle das schwarze Licht der Spinnengift-Laternen.

Nun sind die Gedanken überwiegend zu lebensfeindlichen Kräften geworden. Durch ihre Metamorphose in den tieferen Lebenskräften, wirken sie schicksalsgestaltend. Man könnte gesiteswissenschaftlich auch sagen, dass die Art der Gedankengestaltung von heute die Lebensbedingungen der Zukunft werden.

Nun soll Fabel diese Gedankenwesen in die Tiefe hinabführen. Ihr, als der Verkörperung der Kunst, können die Spinnen nichts Negatives anhaben. Im Gegenteil, sie musiziert und die Spinnen bewegen sich im Takte. Durch sie beginnen sich die Gedanken künstlerisch zu formen. Sie führt somit lebendige Gedanken hinab ins Totenreich.

Mit den lebendigen Gedanken kann sie die negativen Kräfte besiegen. Nichts fürchtet die Wissenschaft so sehr, wie eine klares, aber auch lebendiges Denken. Sie will eigentlich immer nur von dem giftigen, tötenden Aspekt des Denkens leben.

Es gehört zu des Menschen größten Aufgaben Selbsterkenntnis zu üben. Dabei steigt er in seine eigenen Wesenstiefen hinab und dafür braucht er ein sicheres, gedankenklares Denken. Die Kräfte in den Wesenstiefen wollen im Finstern wirken, nicht im Bewussten. Die Entlarvung im Lichte eines hellen Bewusstseins ist für sie gefährlich, deshalb erschrecken die drei Spinnerinnen, auch so sehr, als Fabel wirklich mit den Spinnen kommt. Sie wollen Fabel mit ihrer Schere bekämpfen. Aber nun werden sie selbst von den Taranteln gestochen. Die Schärfe der ertötenden Gedankenkraft trifft sie selbst. Sie wollen das Gift loswerden und beginnen nun in Panik zu tanzen, um es wieder auszuschwitzen. Dadurch geraten sie selbst in Bewegung.

Bevor sie ganz am Ende sind verlangen sie nach einem neuen Kleid. Die alte Wissenschaft will sich ein neues Mäntelchen anziehen. Sie versucht sich also mit einem neuen farbigeren, zeitgemäßen Gewand zu schmücken. Dieses ist leichter als das schwere alte Gewand. Damit haben sie sich aber auch aller Macht begeben. Die Spinnen saugen sie bis aufs Mark aus.

Fabel vollbringt im Grunde im „Märchen“ die entscheidende Tat. Es ist die Kunst, die eben auch mit Gedankenkräften arbeitet, die in der Lage ist, Erstarrung und Abhängigkeit von alten Gesetzen zu überwinden. Das wird ind er Zukunft zu neuen harmonsichen Schicksalsgestaltungen führen.

„Unterdessen hatte sich unmerklich der Thron (König Arcturs) verwandeltund war ein prächtiges Hochzeitsbett geworden....Drei Karyatiden aus dunklem Porphyr trugen es hinten, und vorn ruhte dasselbe auf einer Sphinx aus Basalt.“

Mit den drei Karyatiden sind wohl die verwandelten Spinnerinnen gemeint.

Alle Materie ist geisteswissenschaftlich betrachtet die Wiederspiegelung, Folge oder Verkörperung des menschlichen Denkens. Das Denken wird in dieser Metamorphose zum Fundament für die Menschheit der Zukunft.

NOVALIS

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